Gedanken zum 2. Sonntag der Osterzeit Lesejahr B am 11.4.2021 zum Evangelium: Joh 20,19-31 und zum
3. Sonntag der Osterzeit Lesejahr B am 18.4.2021 zum Evangelium Lk 24,35-48.
Thema „Der Friede sei mit Euch“
„Der Friede sei mit euch“, diesen Gruß Jesu an die Jünger hören wir an den Sonntagen der Osterzeit immer wieder. Letzten Sonntag im Evangelium wo u.a. Thomas im Mittelpunkt gestanden ist, war es gleich drei Mal zu hören und im Evangelium des 3. Sonntags der Osterzeit, grüßt Jesus seine Jünger abermals mit diesem Satz: „Der Friede sei mit euch!“ Freilich ist unser dieser Gruß nicht nur aus den Evangelien der Osterzeit vertraut, sondern vielmehr auch aus der Liturgie selbst, wo als Einleitung zur Kommunionfeier in der hl. Messe der Friedensgruß einen fixen Platz im liturgischen Ablauf hat, auch dort ruft uns der Priester zu „Der Friede sei mit euch“ und dann erfolgt der Friedensgruß mit den anderen Menschen im Gottesdienst, früher noch physisch, seit mehr als einem Jahr Corona-bedingt, lediglich durch freundliches Zunicken zum Nachbarn oder der Nachbarin. Mit dem Friedensgruß eng verbunden ist das Gebet um den Frieden und fast immer wird dabei um den Frieden in der Welt gebetet, an den Frieden im Land in unserer Gesellschaft und untereinander, im Großen wie im Kleinen, gedacht und dabei herausgestrichen, dass wir nur gut miteinander leben können, wenn wir untereinander den Frieden leben. Und das ist auch absolut richtig, wichtig und gut so.
Aber eigentlich heißt es ja – wortwörtlich betrachtet – „Der Friede sei mit Euch“ oder noch genauer „Der Friede sei mit Dir!“. Ich denke, es wird dabei manchmal darauf vergessen – oder nicht wirklich betont – dass es nicht nur um den Frieden untereinander geht, also den Frieden, den ich mit meinen Mitmenschen, meiner Familie brauche und vorantreiben soll, und den Frieden in der Welt zwischen den Völkern, geht, sondern auch um den Frieden mit mir. Der Friede sei mit Dir, also als Aufforderung, als Wunsch, als Hinweis, auch mit sich selbst in Frieden zu sein. Vielleicht ist der Friede, den ich mit mir habe, ja sogar Grundvoraussetzung dafür, friedvoll mit anderen umzugehen und zu leben.
Der Friede sei mit Dir! ….. Wann kehrt bei Dir, Frieden ein? …. Wann fühlst Du dich im Frieden mit dir selbst? …. Was muss gegeben sein, dass Du Frieden spürst und erfährst? …. Oder umgekehrt gefragt, wann herrscht bei dir ein innerer Unfrieden, eine innere starke Unzu-Frieden-heit oder Unruhe?
Menschen streben grundsätzlich danach glücklich zu sein, ein erfülltes Leben zu haben, ein Leben in Fülle leben zu können, so wie es uns in Joh 10,10 verheißen und zugesagt ist und das hat jetzt gar nicht unbedingt etwas mit materieller Fülle zu tun, manchmal sogar ganz im Gegenteil. Menschen sind dann glücklich und zu-Frieden, wenn sie einen tiefen und auch andauernden und stabilen inneren Frieden spüren und erfahren. Diese Art von innerem Frieden hat etwas mit „im Lot sein“, das innere Gleichgewicht gefunden zu haben“ zu tun.
Menschen erfahren dann diesen inneren Frieden, wenn sie merken, dass sie „echt“ sind, dass sie „ganz“ sind, dass sie gerade derjenige oder diejenige sind, der/die sie wirklich sind und sein können. Menschen haben dann so einen tiefen inneren Frieden, wenn sie im Auenblick merken und auch wissen, dass das, was sie gerade tun, genau das richtige ist und genau das ist, was ihrer Einzigartigkeit entspricht. Wir können es auch anders ausdrücken, Menschen erfahren dann einen tiefen inneren Frieden, wenn sie merken, dass sie gerade der Mensch sind, als der sie Gott gedacht und geschaffen hat, wenn ich also das lebe und gerade dabei bin umzusetzen, was Gott für mich gedacht hat und Gott von mir will. Der Jesuit Josef Maureder hat es einmal so ausgedrückt: „Wenn stimmig wird, „was einer will“ mit dem, „was er/sie meint zu sollen“ und „dies auch gut leben und tun kann“, dann wird Friede spürbar, Kraft und ruhige Bereitschaft.“
Friede wird also für mich dann spürbar und erfahrbar, wenn ich das was ich brauche, mit dem was ich will und dem was ich kann, verbinden und auch in die Tat umsetzen – sozusagen in die Welt bringen kann. Genau dort – gleichsam an diesem Schnittpunkt der drei Achsen „Was brauche ich?“, „Was will ich?“ und „Was kann ich und was ist möglich?“ liegt unsere Berufung und damit das, was mich ausmacht und einzigartig macht.
Wenn Jesus die Jünger nach seiner Auferstehung mit dem Gruß „Der Friede sei mit euch“ grüßt, dann sagt er ihnen damit auch zu, dass sie diesen Weg, den sie eingeschlagen haben und den sie bisher mit ihm gegangen sind, der richtige ist, der, der ihnen inneren Frieden bringt. Genauso verspricht Jesus jedem und jeder von uns diesen nachhaltigen und tiefen inneren Frieden, und wir haben es in unserer Hand, diesen Frieden zu erfahren, wenn wir den Weg weitergehen, immer mehr derjenige oder diejenigen zu sein, als die oder der uns Gott gedacht und geschaffen hat.
„Der Friede sei mit Dir!“, vielleicht wollen wir das Gebet um Frieden im Gottesdienst immer wieder auch einmal um die Bitte ergänzen, diesen inneren Frieden bei uns selbst erfahren zu können, und darum bitten, immer mehr Klarheit zu bekommen, „Was brauche ich?“, „Was will ich?“ und „Was kann ich und was ist möglich?“
(c) Alexander Kaiser